Rauriser Förderungspreis 2023
Felicia Schätzer

Den Rauriser Förderungspreis 2023 (vergeben von Land Salzburg und Marktgemeinde Rauris, dotiert mit EUR 5.000,-) zum Thema „Aus dem Rahmen“ erhielt Felicia Schätzer für ihren Text „Sonnenuntergang der Girls“.

Begründung der Jury (Harald Gschwandtner, Johann Georg Lughofer, Maria Piok):

„Mit ‚Sonnenuntergang der Girls‘ ist Felicia Schätzer eine böse Parabel auf unsere Gegenwart gelungen. Handlungsort ist ein Gewerbepark im trostlosen Niemandsland der Provinz: Zwischen Shoppingcenter, Social Media und Drogenküche versucht eine Gruppe von Jugendlichen, über die Runden zu kommen und sich selbst und einander ihre Individualität zu beweisen. Sie hadern mit dem Schicksal, nicht in New York, sondern in Freistadt das Licht der Welt erblickt zu haben, wo der Sonnenuntergang nicht eine prächtige Skyline, sondern nur die Fassade einer H&M-Filiale erleuchtet.
Der Text stellt uns Figuren vor, die von ihrer eigenen Unverwechselbarkeit überzeugt, jedoch unverkennbar von medialen Vorbildern und sozialen Konventionen geprägt sind. Sosehr sie versuchen, aus dem Rahmen zu fallen, entkommen sie doch nicht den Rahmenbedingungen ihrer Existenz. Schonungslos und direkt schildert die Autorin dabei eine Kultur des – sozial nicht sanktionierten – männlichen Übergriffs, der gerade die beide jüngsten Protagonist*innen ausgeliefert sind. Die literarische Qualität von Sonnenuntergang der Girls ergibt sich aus der charakteristischen Erzählweise, die an Verfahren der Popliteratur erinnert: Indem der Text sich die Sprache seiner Figuren anverwandelt, zeigt er, wie stark deren Leben und Erleben von der Konsum- und Markenwelt des Spätkapitalismus durchdrungen ist.“

 

Felicia Schätzer

1995 in Hallein geboren, Studium der Biologie und Germanistik an der Universität Wien sowie der Sprachkunst und seit 2021 der Kunst und kommunikativen Praxis an der Universität für Angewandte Kunst Wien. Veröffentlichung literarischer Texte in Anthologien und Zeitschriften, 2022 nominiert für die Shortlist des FM4-Wettbewerbs „Wortlaut“.

Foto: Monika Ertl